Das Verhalten von Verbrauchern und Produzenten spielt eine grundlegende Rolle beim Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft – einer Wirtschaft, die Umwelt, Gemeinschaften und die Bedürfnisse künftiger Generationen deutlich stärker respektiert als bisher. 

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Dabei haben Politiker, die über mächtige Instrumente wie Steuererleichterungen oder Abgaben verfügen, die Möglichkeit, nachhaltige Verhaltensweisen anzuregen.


Aber auch Zentralbanken können das. Die Bedeutung, die die Währungsbehörden innerhalb unserer Volkswirtschaften spielen, ist in den letzten Jahren aufgrund der Politik der quantitativen Lockerung (Wertpapierkaufprogramme) als Antwort auf wiederkehrende Krisen ständig gewachsen. So lag die Relation von Zentralbankbilanzen und Bruttoinlandsprodukt vor zehn Jahren noch bei 15 % (Fed) bzw. 20 % (EZB). Heute liegen diese Werte bei 40 % bzw. 70 %.


Zu Thema „Zentralbanken und Nachhaltigkeit“ möchte ich gerne auf eine Pressemitteilung der EZB vom 8. Juli verweisen. Dort werden diverse Punkte diskutiert, die in ihrer Kombination durchaus einen Fahrplan für den Zeitraum 2021-2024 definieren können.


Die EZB wird die Berücksichtigung des Klimawandels in ihren geldpolitischen Rahmen einbeziehen, hat er doch Auswirkungen auf die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren wie Produktion, Beschäftigung und Produktivität. All diese sind eng mit der Inflation verbunden. Da alle Maßnahmen der EZB letztlich von ihrem Preisstabilitätsziel geleitet werden, müssen sie auch Umweltrisiken berücksichtigen.


Die Forschungsabteilungen der EZB werden ihre eigenen Modelle entwickeln, um zu beurteilen, wie der Klimawandel die geldpolitische Transmission beeinflusst.


Darüber hinaus wirken sich die enormen Veränderungen in den zukünftigen Energieproduktionsprozessen bereits auf die potenzielle Performance und das Risiko der von der EZB gehaltenen Vermögenswerte aus, zum Beispiel auf Unternehmensanleihen von Versorgern, Bergbau und Ölunternehmen. Daher muss die Zentralbank, wie jeder professionelle Fixed-Income-Portfoliomanager, ESG-Faktoren in ihre Auswahlkriterien integrieren. Die gleichen Konzepte gelten auch für das Sicherheitenmanagement, wenn die Zentralbank Märkten oder Institutionen Liquidität zur Verfügung stellt. Je „tugendhafter” der als Kreditgarantie bereitgestellte Vermögenswert ist, desto niedriger wird der von der EZB angewandte Abschlag ausfallen.


Die Zentralbank wird im Rahmen ihrer Tätigkeit zur Überwachung des Finanzsystems auch Leitlinien für Finanzinstitute bereitstellen, um einen gemeinsamen und vergleichbaren Satz von Indikatoren für die Risikobewertung, Berichterstattung und Offenlegung im Bereich Nachhaltigkeit zu haben. Dabei erwarten wir, dass nicht nur die EZB, sondern viele andere Zentralbanken diese Richtung einschlagen werden.


Mit einer breiten Palette von Initiativen in den kommenden Jahren denken wir auch, dass es positive Ausstrahleffekte auf die Vermögensverwaltungsbranche insgesamt geben wird. Da die Zentralbanken heute wahrscheinlich der wichtigste Akteur auf dem Markt sind, sollten sich die Aktivitäten bei der Emission von Anleihen stark an ihren Zulassungskriterien orientieren. Aus heutiger Sicht sind wir indes der Meinung, dass die Aktienwelt in Bezug auf die verfügbaren Möglichkeiten derzeit beste Anlageort ist. Investoren haben hier ein breites Anlageuniversum mit sowohl generischen ESG und SRI-Lösungen als auch Produkten, die auf bestimmte Branchen und Themen mit einem sehr hohen Nachhaltigkeitsprofil und -einfluss abzielen.


Die Maßnahmen der Zentralbanken werden aber auch das nachhaltige festverzinsliche Anlageuniversum bereichern – insbesondere in den Segmenten mit einem intrinsisch niedrigeren ESG-Profil. In den Sektoren Schwellenländer-Anleihen („Emerging Market Debt“) und Hochzins-Anleihen („Global High Yield“) zum Beispiel impliziert die aktuelle Länder- und Branchenzusammensetzung ein relevantes Engagement in Unternehmen und Regierungen mit einem mittelhohen Nachhaltigkeitsrisiko. Und wie uns die Portfoliotheorie lehrt: Je breiter die Palette der Möglichkeiten, desto besser die Ergebnisse für Kunden, Investoren ... und die Zukunft des Planeten!

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