Bitcoin hat zuletzt für viel Aufsehen gesorgt. Sind Kryptowährungen für Anleger interessant?

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Im April erreichte Bitcoin, der prominenteste Vertreter der Kryptowährungen, Werte über 60.000 US-Dollar, ist dann aber wieder unter 35.000 USD gefallen. Der Bitcoinkurs ist extrem volatil. Bei vielen anderen Kryptowährungen ist es ähnlich. Für Anleger sind solche Anlagen demnach hochriskant.

Hohes Risiko bedeutet, dass Anleger auch eine hohe Risikoprämie für entsprechende Investments erwarten müssen, wenn sie solche tätigen oder halten wollen. Und spätestens an diesem Punkt wird es kompliziert. Denn anders als etwa Aktien, Anleihen oder auch Gold hat Bitcoin weder einen intrinsischen Wert, noch bietet er Anlegern zukünftige Cashflows wie etwa Dividenden bei Aktien oder Zinsen bei Anleihen.

Bei den starken Kursschwankungen wie die in der Vergangenheit müssten Bitcoin & Co aber Risikoprämien bieten, die die von Aktien weit übersteigen. Es erscheint jedoch äußerst zweifelhaft, ob das auf nachhaltiger Basis gewährleistet werden kann.

Denn dafür müsste die Nachfrage nach diese Kryptowährungen kontinuierlich wachsen und Kurssteigerungen gewährleisten, die die den Gesamtertrag von Aktien (also Kursteigerungen plus Dividenden) wegen der hohen Risikoprämie weit übertreffen. Die Performance von Aktien übersteigt im Schnitt aber das nominale Wirtschaftswachstum. Es erscheint sehr fragwürdig, wie die Nachfrage nach Kryptowährungen dauerhaft solche Wachstumsraten generieren können. Für langfristig orientierte Anleger erscheint dieses Risikoprofil damit wenig interessant.

Aber auch kurzfristig orientierte Anleger sollten sich der Risiken bewusst sein. Mehr als 40% aller Bitcoins, werde beispielsweise von weniger als 0,01% der bestehenden Bitcoin-Accounts gehalten. Die Aktivitäten von solch großen Accounts – man spricht hier oft auch von Walen – haben also erheblichen Einfluss auf kurzfristige Kursentwicklungen. Hinzu kommt, dass zuletzt die Aufsichtsbehörden weltweit den Markt der Kryptowährungen in den Fokus genommen haben, nicht zuletzt aufgrund von illegalen Aktivitäten wie Geldwäsche u.ä.

Und noch etwas: Anleger sollten im Sinne von Nachhaltigkeit auch die Klimaauswirkungen im Auge behalten. Das Generieren neuer Bitcoins, sprich das Schürfen („mining“) allein verbraucht mehr Energie als beispielweise ganz Schweden – Energie, die besser für sinnvolle Investitionen aufgewendet werden sollte. Das gilt auch für den enormen Bedarf an IT-Komponenten wie etwa Grafikkarten, die für die immer aufwändigeren Rechenoperationen beim Schürfen unerlässlich sind.

Diese kritische Betrachtung von Bitcoin bedeutet aber nicht, dass alle Anlagen, die auf der den Kryptowährungen zugrundeliegende Blockchain-Technologie aufbauen, ähnlich argwöhnisch betrachtet werden müssen. Im Gegenteil, die Blockchain-Technologie hat großes Innovationspotential und wird vermutlich in vielen Industrien – auch und gerade in der Finanzindustrie, disruptive Veränderungen verursachen und begleiten – deren Ausmaß den Rahmen einer solchen Kolumne sprengen würde. Um entsprechende Anlageentscheidungen treffen zu können, bedarf es allerdings jeder Menge Detail- und Experten-Knowhow.