Monika Rast spricht über ihre Rolle bei der Unterstützung von Unternehmen in Deutschland und wie man Mut, Entschlossenheit, Offenheit und es nicht zuletzt eine gute Portion harte Arbeit braucht, um im Finanzsektor und darüber hinaus erfolgreich zu sein. 

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UniCredit hat eine neue Serie mit dem Namen "Women in Leadership" ins Leben gerufen, um die Rolle, die Expertise und das Engagement weiblicher Führungskräfte in den verschiedenen Ländern und Geschäftsbereichen der Bank zu beleuchten. 

Im heutigen Interview erzählt Monika Rast, HEAD OF MULTINATIONAL CORPORATES GERMANY AND DEPUTY HEAD OF CIB GERMANY, von ihrer Karriere im Finanzsektor, gibt einen Ausblick auf die aktuelle Situation in Deutschland und erklärt, wie die Bank Unternehmen und Kunden in diesen herausfordernden Zeiten unterstützt – als Teil der Lösung. 

Wie ist die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland und wie reagieren die Unternehmen auf die Krise?

Unsere Kunden sind sehr unterschiedlich von der Krise betroffen, je nachdem, in welcher Branche sie tätig sind. Während für einige bisher bewährte Geschäftsmodelle im Zuge der Pandemie vor großen Herausforderungen stehen, ergeben sich für andere neue Chancen. Es ist mir wichtig, dass wir unsere Kunden weiterhin nach ihren individuellen Bedürfnissen unterstützen und gemeinsam passende Lösungen entwickeln. So können wir sie nicht nur bei ihren aktuellen Herausforderungen unterstützen, sondern auch dabei, neue Opportunitäten zu nutzen, die sich möglicherweise am Horizont abzeichnen. Für viele Unternehmen ist die aktuelle Phase eine Möglichkeit, die Weichen für die Zukunft (neu) zu stellen. Diese Kunden passen ihre Geschäftsmodelle vor allem unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit an und investieren weiter in die Digitalisierung. Darüber hinaus optimieren sie ihre Bilanzstrukturen. 

Können Sie uns sagen, welche Lösungen die Bank einsetzt, um Firmenkunden bei Finanzierungen, Liquiditätsmanagement, Geldanlagen usw. zu unterstützen?
Zum einen entwickeln unsere Kunden derzeit einen stärkeren Fokus auf Themen wie Working Capital- und Supply Chain Finance-Lösungen. Zum anderen dominieren ESG-Aspekte (Environmental, Social and Governance) zunehmend alle unsere Kundengespräche, und zwar produktübergreifend und in den verschiedenen Ländern, in denen unsere Kunden tätig sind. Beide Themenfelder bieten reichlich Diskussionsstoff für unseren umfassenden Beratungsansatz, bei dem wir nicht nur einzelne Produkte anbieten, sondern maßgeschneiderte Lösungen entwickeln.  Dies ist die Basis für unsere starke Position im deutschen Corporate & Investment Banking und den entsprechenden League Tables. Das wollen wir auch in Zukunft deutlich weiter ausbauen. 

Welchen Rat würden Sie als Frau in einer Führungsposition Frauen geben, die in der Finanzbranche arbeiten? 

Es war ein langer Weg für Frauen auf der ganzen Welt, Geschlechtergleichstellung zu erreichen. Das gilt nicht nur für die Finanzbranche, sondern weitestgehend für alle Wirtschaftssektoren; und es wird auch in den kommenden Jahren noch ein weiter Weg sein. Es braucht Mut, Entschlossenheit, Offenheit und nicht zuletzt eine gute Portion harter und erfolgreicher Arbeit. Darüber hinaus gilt aber für alle Geschlechter: Manchmal muss man das Glück haben, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein.

Der Finanzdienstleistungssektor ist unvorhersehbar, zyklisch und wird in hohem Maße durch den außerordentlichen Vormarsch von Technologie, Regulierung und sich ändernden Geschäftspraktiken beeinflusst. Karrieren in der Finanzbranche erfordern seit jeher ständige Anpassung, Kurswechsel und die Fähigkeit, den "Master-Karriereplan" neu zu überdenken.

Das wichtigste Element für eine Karriere ist unabhängig von Geschlecht und Zeit stets das gleiche: andere Menschen. Es ist entscheidend, die richtigen Sparringspartner und Mentoren zu haben, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen, eventuell sogar als Coach. Dann braucht es auch Förderer, die sich für Beförderungen und andere Karriereentwicklungen einsetzen können, in Situationen, in denen man dies nicht selbst tun kann. Es ist die Aufgabe des Managements, Frauen zu ermutigen, ihren Karriereweg zu gehen, um das Beste aus ihrer Karriere zu machen, sowohl für sich selbst als auch für das Unternehmen. Es gab schon immer starke Frauen, die ihren Weg nach oben gemacht haben, aber viele zögern immer noch zu lange, wenn es darauf ankommt, diesen Schritt zu wagen und aktiv eine höhere Position anzustreben. Unser Ziel ist es, die erste Gruppe zu pflegen und möglichst viele Frauen dazu zu bringen, sich dieser anzuschließen - als Vorbilder für zukünftige Generationen weiblicher Führungskräfte.

Können Sie uns mehr über Ihren beruflichen Werdegang und Ihre aktuelle Rolle erzählen?

Nach einem Praktikum während des Studiums kam ich 1998 als Trainee im Firmenkundengeschäft zur Bayerischen Vereinsbank - einem der Vorgängerinstitute von UniCredit. Damals reizte mich besonders das internationale Firmenkundengeschäft (der Vorläufer des heutigen Bereiches MNC) in München und Paris. Nach meinem Traineeship wurde ich Assistant Global Account Manager und später Global Account Manager im Bereich Multinational Corporates (MNC).  Nach ein paar Jahren im Corporate Banking ergriff ich die Chance, in das Investmentbanking in den Bereich Debt Capital Markets zu wechseln. Dies bedeutete zwar, dass ich die hart erarbeitete Verantwortung für mein Firmenkundenportfolio aufgeben musste, aber der Reiz der neuen Herausforderung mit neuen Produktkenntnissen und einem unbekannten Kundenstamm war stärker. Auf lange Sicht zahlte sich diese Erweiterung meiner Fähigkeiten und Kundenerfahrungen aus: Nach 10 Jahren im Kapitalmarktgeschäft in verschiedenen Führungspositionen und einer immer größer werdenden geographischen Verantwortung, ergaben sich neue Chancen: Zunächst wurde mir die Verantwortung für den Aufbau des sogenannten Joint Ventures zwischen CIB und der Unternehmer Bank übertragen, um das Cross-Selling von Investmentbanking-Produkten für unser deutsches Mittelstandsgeschäft auszubauen. Im November 2019 bot sich dann die Gelegenheit, wieder in den Bereich Multinational Corporates zurückzukehren - nur dieses Mal als Leiterin des Bereichs, in dem ich einst angefangen hatte. Im März 2021 wurde ich zusätzlich mit der Rolle der stellvertretenden Leiterin von CIB Deutschland betraut. 

Was sind Ihre Erwartungen für die Zukunft?

Kurz gesagt: Ich erwarte, dass Wandel und Disruption weiter an Geschwindigkeit gewinnen werden, und das nicht nur im Finanzdienstleistungssektor. Als sehr anpassungsfähige Spezies müssen wir diese Entwicklungen antizipieren und uns so gut wie möglich darauf einstellen. Wir alle müssen sicherstellen, dass wir nicht die Experten von gestern in einer Welt von morgen sind. Diejenigen von uns, die das gut hinbekommen, werden wahrscheinlich besonders erfolgreich sein. In dieser Hinsicht hat sich unsere Welt nicht wirklich verändert. Sich neue Fähigkeiten anzueignen, Veränderungen zu antizipieren und das Unerwartete zu erwarten, war und wird auch in Zukunft der Königsweg zur Karriere und zur persönlichen Entwicklung sein. Darüber hinaus wird der starke Vormarsch von ESG-Aspekten die Märkte in Zukunft zweifellos weiterhin deutlich beeinflussen, da Unternehmen versuchen, nachhaltiges Handeln mit finanzieller Wirkung zu verbinden. Regulatorische Entwicklungen in diese Richtung sind bereits im Gange und werden wahrscheinlich einen immer größeren Einfluss auf unser tägliches Leben ausüben - nicht nur im Arbeitsbereich.